BEOWULF
Beowulf-Text mit diakritischen Zeichen mit paralleler Übersetzung von Hugo Gering, bearbeitet von Benjamin Slade
Vielen Dank an Dr. Johann Köberl für deutsche Sprachkorrekturen
last updated on 15-06-2005
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XV |
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Ðá wæs háten hreþe Heort innanweard |
  991 | Nun ward von fleißigen Fingern Heort |
folmum gefrætwod· fela þaéra wæs |
  | Festlich geschmückt: gar viele waren, |
wera ond wífa þe þæt wínreced |
  | Männer und Weiber, im Metsaal beschäftigt, |
gestsele gyredon· goldfág scinon |
  | Das Gasthaus zu rüsten. Goldbuntes Gewebe |
web æfter wágum wundorsíona fela |
  | Glänzt' an den Wänden, ein Wunder zu schauen |
secga gehwylcum þára þe on swylc starað· |
  996 | Den Augen der Menschen. Trotz eiserner Klammern |
wæs þæt beorhte bold tóbrocen swíðe |
  | War übel der Bau im Innern verwüstet, |
eal inneweard írenbendum fæst, |
  | Die blinkende Halle, geborsten hingen |
heorras tóhlidene· hróf ána genæs |
  | Die Angeln der Tore, und unversehrt |
ealles ansund þé se áglaéca |
  | Blieb das Dach allein, als der düstre Unhold, |
fyrendaédum fág on fléam gewand |
  1001 | Der fluchbeladne, zur Flucht sich wandte, |
aldres orwéna. Nó þæt ýðe byð |
  | Am Leben verzweifelnd. Nicht leicht ist das, |
to befléönne --fremme sé þe wille-- |
  | Dem Fall zu entfliehn -- frei ist der Versuch! --, |
ac gesacan sceal sáwlberendra |
  | Denn einst muß alles, was Odem hat |
nýde genýdde, niþða bearna |
  | Von den Erben der Männer, von den Erdbewohnern, |
grundbúendra gearwe stówe |
  1006 | Dem Zwange weichend die Wohnung beziehn, |
þaér his líchoma legerbedde fæst |
  | Wo sein Leichnam schläft, ans Lager gefesselt, |
swefeþ æfter symle. Þá wæs saél ond maél |
  | Nach dem Sturm des Lebens. -- Die Stunde kam, |
þæt tó healle gang Healfdenes sunu· |
  | Da Healfdenes Sohn zur Halle ging, |
wolde self cyning symbel þicgan· |
  | Der milde Fürst, sich am Mahle zu letzen. |
ne gefrægen ic þá maégþe máran weorode |
  1011 | Nie hört' ich, daß edler an Anstand Helden |
ymb hyra sincgyfan sél gebaéran· |
  | Sich so reich an Zahl um den Ringspender scharten! |
bugon þá tó bence blaédágande |
  | Auf den Bänken ließen die biedern sich nieder; |
fylle gefaégon· fægere geþaégon |
  | Der Bewirtung froh; mit Würde empfingen |
medoful manig mágas þára |
  | Gar manchen Metkrug die Magen beide, |
swíðhicgende on sele þám héan |
  1016 | Die holdgesinnten, im hohen Saale, |
Hróðgár ond Hróþulf· Heorot innan wæs |
  | Hrodgar und Hrodulf; die Halle füllten |
fréondum áfylled· nalles fácenstafas |
  | Freunde nur an -- mit Freveln waren |
Þéod-Scyldingas þenden fremedon. |
  | Befleckt noch nicht die Fürsten der Dänen. |
Forgeaf þá Béowulfe brand Healfdenes |
  | Nun gab dem Beowulf ein Banner aus Goldstoff |
segen gyldenne sigores tó léane |
  1021 | Der Sohn des Healfdene, den Sieg zu belohnen, |
hroden hiltecumbor, helm ond byrnan· |
  | Ein herrliches Feldzeichen; Helm und Panzer |
maére máðþumsweord manige gesáwon |
  | Und ein kostbares Schwert ward dem Krieger gleichfalls |
beforan beorn beran· Béowulf geþah |
  | Von den Männern gereicht. Seinen Metkelch leerte |
ful on flette· nó hé þaére feohgyfte |
  | Der Gast mit Freuden: der Gaben brauchte |
for scótenum scamigan ðorfte· |
  1026 | Sich keiner zu schämen im Kreise der Helden: |
ne gefrægn ic fréondlícor féower mádmas |
  | Denn freundlicher, mein' ich, sind vier Kleinode, |
golde gegyrede gummanna fela |
  | Mit Gold geziert, von gütiger Hand |
in ealobence óðrum gesellan· |
  | Auf der Bierbank selten geboten worden. |
ymb þæs helmes hróf héafodbeorge |
  | Um des Helmes Dach, das Haupt zu schützen, |
wírum bewunden walan útan héold |
  1031 | Lief ein dicker Reifen, mit Draht umwunden, |
þæt him féla láf frécne ne meahton |
  | Daß der Feilen Nachlaß Gefahr nicht bringe, |
scúrheard sceþðan þonne scyldfreca |
  | Der scharfe Stahl, wenn des Schildes Träger |
ongéan gramum gangan scolde. |
  | Grimmigen Feinden begegnen mußte. |
Heht ðá eorla hléo eahta méaras |
  | Der Herrscher ließ dann in die Halle führen |
faétedhléore on flet téön |
  1036 | Der Hengste acht, denen helles Gold |
in under eoderas· þára ánum stód |
  | Am Riemenzeug glänzte; es ruht' auf einem |
sadol searwum fáh since gewurþad· |
  | Ein köstlicher Sattel, mit Kunst gefertigt; |
þæt wæs hildesetl héahcyninges |
  | Im Kampfe war das des Königs Sitz, |
ðonne sweorda gelác sunu Healfdenes |
  | Wenn im hitzigen Schwertspiel Healfdenes Sohn |
efnan wolde· naéfre on óre læg |
  1041 | Sich tummeln wollte: im Treffen vorn |
wídcúþes wíg ðonne walu féollon· |
  | War der Tapfe stets, wo die Toten sich häuften. -- |
ond ðá Béowulfe béga gehwæþres |
  | Dem Beowulf also verehrte beides |
eodor Ingwina onweald getéah |
  | Der edle Hort von Inges Söhnen, |
wicga ond waépna· hét hine wél brúcan· |
  | Waffen und Rosse, und wünscht' ihm freundlich, |
swá manlíce maére þéoden |
  1046 | Sie lange zu brauchen. So lohnte der König, |
hordweard hæleþa heaþoraésas geald |
  | Der Hüter der Schätze, die Heldentat |
méarum ond mádmum swá hý naéfre man lyhð |
  | Mit Pferden und Kleinoden: keiner fände |
sé þe secgan wile sóð æfter rihte. |
  | Zu lästern dran, der nicht lügen will. |